Hintergrundbild: © Arto Marttinen - Public Domain

Ein Melting Pot der Kulturen

Banda Aceh, Indonesien

Die einstige „Stadt des Königs” („Kuta Raja”) musste schon viel über sich ergehen lassen.

eit Mitte der 1970er Jahre wurde die Region von dem Grauen heimgesucht, das ein blutiger Bürgerkrieg zwischen Regierungstruppen und Separatisten mit sich brachte. Und es dauerte bis ins Jahr 2005, ehe der gewalttätige Streit endlich beigelegt werden konnte. Die Tsunami-Katastrophe von 2004 brachte erneut viel Leid über Banda Aceh – zu dieser Zeit eines der am stärksten betroffenen Gebiete. Die Flutwellen hatten die nördlichen Küstenorte fast zur Gänze zerstört.

Heute hat sich die Hauptstadt der Provinz Aceh an Sumatras Nordspitze von der Vergangenheit erholt und blickt zuversichtlich in die Zukunft. Überhaupt macht der Ort einen weitaus saubereren Eindruck als die meisten anderen indonesischen Großstädte. Über den Luftweg nähert man sich der Stadt über den Sultan Iskandar Muda International Airport, etwa 15 Kilometer vom Zentrum entfernt. Täglich verlaufen mehrere Flüge von bzw. nach Medan und Jakarta, außerdem gibt es Verbindungen zum benachbarten Malaysia.

Unterwegs mit Becak und Labi-Labi

Eine Besonderheit des lokalen Verkehrs sind motorisierte „Becaks”. Was in anderen Städten als Fahrradrikscha bekannt ist, wird hier von einem kleinen Motorrad angetrieben. Becaks gelten als besonders günstiges Fortbewegungsmittel. Handeln Sie jedoch den Preis immer vor der Fahrt aus! Ansonsten säumen Taxis, die im Vergleich recht teuer sind, die Straßen und hin und wieder können Reisende einen Minibus – „Labi-Labi” – erwischen. Für Überlandfahrten stehen größere Busse zur Verfügung, die vom Busterminal südlich des Stadtzentrums nach Medan, Parapat, Bukittinggi, Padang oder Palembang fahren. Viele Straßen mussten nach der Flutwellen-Katastrophe wiederaufgebaut werden, was das hiesige Straßennetz zu einem besseren macht als man andernorts gewöhnt ist.

Klimatisch erwartet den Reisenden tropisches Regenwaldklima mit beinahe gleichbleibenden Durchschnittstemperaturen von etwa 27 Grad. Von Juni bis August erlebt man die trockenste Zeit, während von September bis Dezember mit den meisten Regentagen zu rechnen ist.

An Unterkünften mangelt es nicht – von Mittelklasse-Gästehäusern über Budget-Hotels mit allem was man benötigt, bis hin zum 4-Sterne-Hotel spannt sich der Bogen. Zahlreiche Warungs bieten Reis- und Nudelgerichte an und abends sind die kleinen Nachtmärkte in der Jl. Jen. A. Yani und Jl. Mohammad Jam ein heißer, scharfer, süßer und vor allem aromatischer Tipp. Probieren Sie etwa „Kuah Plik U” – die acehnesische Regionalspeise vereint Kokosnuss mit Gemüse und Chilischoten und manchmal mischen auch Papaya und Jackfrucht in dieser exotischen Spezialität mit.

Prachtbauten der islamischen Kultur

Die Provinz Aceh war eines der ersten Ziele des Islam in Südostasien. Dass diese Religion auch heute noch die vorherrschende ist, zeigt eine der bekanntesten Moscheen von Südostasien – die Mesjid Raya Baiturrahman Moschee. Das alte Gebäude wurde im Krieg gegen die Niederländer zerstört. Statt der ursprünglich einen Kuppel, ragen auf dem Neubau, der Ende der 1870er Jahre erbaut wurde, nun fünf Kuppeln und zwei Minarette in den Himmel. Charakteristisch und bereits von Weitem zu sehen ist das Zusammenspiel aus weiß-glänzendem Mauerwerk und den schwarzen Kuppeln. Während der Tsunami-Katastrophe diente die Moschee, die wie durch ein Wunder verschont wurde, als Zufluchtsort für tausende Menschen.

Nahe gelegen befindet sich der Taman Sari, der ehemalige Palastgarten mit dem einstigen privaten Badeplatz der Frau des Sultans. Weil diese eine malaiische Prinzessin war, wird jener kleine Hügel in Form einer Blüte „Taman Putroe Phang” genannt – „Garten für die Prinzessin aus Pahang”. Gegenüber ruhen die Seelen von mehr als 2.000 niederländischen Soldaten, die im Aceh-Krieg gefallen sind. Der „Kerkhof” gilt damit als größter niederländischer Soldatenfriedhof außerhalb der Niederlande.

Ein paar Ecken weiter öffnet eines der ältesten Museen Indonesiens seine Pforten – das Museum Negeri Aceh, das vor 100 Jahren gegründet wurde und nach einer Umsiedelung heute auf der Jl. Sultan Mahmud Syah zu finden ist. Lokale Kultur findet hier Ausdruck in Keramik, Schmuck, Waffen, Gewand und Küchenutensilien. Außerdem finden sich hier Sultansgräber und ein Pfahlbau-Haus mit Schnitzereien und Malereien, das im typisch acehnesischen Stil erbaut wurde. Man sagt, dass kein einziger Nagel darin stecke. Viel Beachtung zieht auch die „Cakra Donya” auf sich. Die prächtige Glocke war ein Geschenk des chinesischen Ming-Kaisers an den Sultan und wurde diesem von Admiral Cheng Ho persönlich geliefert.

Gedenken an die Zerstörungskraft der Natur

Auf der Jl. Sultan Iskandar Muda erinnert das Tsunami-Museum an die vielen Opfer dieser Region. In einem Haus auf Stelzen unter einem charakteristischen Wellendach wurden Fotos zusammengesammelt und Namen der Opfer in die Wand eingraviert. Die Geschichten der Überlebenden sollen den Menschen Zuversicht geben.

Weitere Stille Zeugen des Unglücks blieben in den Straßen Banda Acehs ganz in der Nähe erhalten – etwa das Elektrogeneratoren-Schiff „Apung 1”, das zwei bis drei Kilometer ins Landesinnere gespült wurde und zwei Häuser unter sich begrub. Wie ein gigantischer Häuserblock wirkt das Schiff, das als Mahnmal für die Zerstörungskraft des Wassers an Ort und Stelle belassen wurde und nun von Touristen erklommen werden kann. Man stößt auch auf Massengräber, die als Zeichen des Umgangs der Bevölkerung mit der Trauer stehen.

Überhaupt hat das Erinnern einen hohen Stellenwert – so auch für die Kämpfer für die Freiheit des Landes. Etwa sechs Kilometer von der Hauptstadt entfernt, in der Ortschaft Lampisang, befindet sich das Haus von Cut Nyak Dhien. Die indonesische Freiheitskämpferin und Nationalheldin leistete einst erbitterten Widerstand gegen die niederländische Kolonialmacht. Ihr ursprüngliches Haus wurde von den Besatzern zerstört, jedoch hier in traditioneller Bauweise wiedererrichtet und steht heute zur Besichtigung frei.

Wenn die Hitze der Großstadt zu viel wird, hat man die Möglichkeit, an Stränden in der Umgebung die Füße in den Sand zu stecken. Sie sind in etwa 20 Minuten mit dem Auto oder Motorrad erreichbar. Lhampu’uk ist unter der Woche sehr ruhig. Strand-Bistros servieren köstlichen gegrillten Fisch und Surfer reiten in den Sonnenuntergang, während Ujong Batee mit seinem schwarzen Sand und den ruhigen Wellen besonders gut für Kinder geeignet ist.

Eine Stunde Bootsfahrt nördlich der Stadt lädt die Insel Pulau Weh in ihr Unterwasserparadies für Taucher und Schnorchler ein. Schiffswracks, ein Unterwasservulkan, geheimnisvolle Höhlen und heiße Quellen locken ebenso wie die Begegnungen mit dem seltenen Riesenmaulhai, Geistermuränen, Seepferdchen, Mantas und Napoleonfischen.

Banda Aceh bleibt auf seinem Weg – und hebt nach den Zerstörungen der Vergangenheit heute seine Schönheiten stolz hervor.

Viel Spaß und viele Eindrücke auf Ihrer Reise nach Banda Aceh!

Banda Aceh / Indonesien
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Wohlbekannte Infos

Im Gespräch behandeln Sie Einheimische immerzu mit angemessenem Respekt. Achten Sie dabei auch auf landestypische Gebräuche.

Benehmen Sie sich verantwortungsbewusst: Die CO2-Emission der Flugreise kann man wiedergutmachen, beispielsweise bei dem Klimakompensationsanbieter atmosfair. Beschränken Sie den Bedarf an Wasser (z.B. mit weniger Duschen). Verzichten Sie auf entbehrlichen Plastikmüll. Fördern Sie kleine Gewerbetreibende statt Großunternehmer.

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