Hintergrundbild: © flickr-User: baka_neko_baka (modified by UI) - CC BY 2.0

Wo der Sultan die Geschöpfe der Nacht in die Flucht schlug

Pontianak, Indonesien

Pontianaks sind furchterregende Zeitgenossen. Spukende Geister von Frauen, die in den Wehen liegend gestorben sind, und in wallende, weiße Kleider gehüllt die Lebenden heimsuchen.

Ähnlich dem Vampir betören sie Männer, greifen dann an und machen außerdem Jagd auf Babys. Aus der indonesischen Mythologie sind sie nicht weg zu denken. Ebenso wenig aus dem Namen der Stadt im Südwesten der Insel Kalimantan.

Der Gründungsmythos geht auf einen Herrn mit dem Namen Abdurrahman Alqadrie zurück. Es waren die 1770er Jahre und wie auch viele arabische Schiffsreisende und Händler, kam Abdurrahman Alqadrie an diesen Ort in der Provinz Kalimantan Barat. Was er hier vorfand, waren bösartige Kreaturen der Art Pontianak, die er sobald zum Schutz der ansässigen Bevölkerung vertrieb. Er ließ den Wald abholzen, aus dem die Spukwesen hervordrangen und errichtete an jenem Platz einen Palast. Man errichtete ein Sultanat und der tapfere Mann wurde zum ersten Sultan ernannt. Fortan hörte der Ort auf den Namen „Pontianak”. Der Sultanspalast steht auch heute noch und birgt in seinem Inneren ein Museum, das königliche Reliquien zur Schau stellt. Doch hat der Zahn der Zeit bereits unschön am Gebäude zu nagen begonnen. Der heruntergekommene Komplex zieht immer wieder auch einige Bettler an.

Die Wahl zwischen Luft und Wasser

Die Großstadt ist über einen eigenen Flughafen zu erreichen. Der Supadio Airport ist Drehkreuz für Inlandsflüge, empfängt aber auch Passagiere aus Malaysia und Singapur. Ein Ausbau ist für die Zukunft geplant – die Rollbahn soll länger und breiter werden. Das Flugaufkommen wird stärker und konzentriert sich vor allem auf Jakarta (mit mehreren Flügen täglich), Yogyakarta und Surabaya. Den Weg in die Stadt legt man am besten mit dem Taxi zurück.

Über den Seeweg ist die Anreise mit dem Passagierschiff möglich. Jakarta ist eine 12 bis 18-Stunden-Fahrt entfernt aber auch andere Orte wie Semarang werden auf diesem Pfad erschlossen. Aufgrund der Lage verwundert es nicht weiter, dass Pontianak über einen bedeutenden Handelshafen verfügt, von dem aus Gold und Gummi aber auch Pfeffer, Zucker und Palmöl in die weite Welt verschifft werden. Das Gold stammt aus einem Bergwerk nahe der Stadt während der Pfeffer rund um die Ansiedelung wächst.

In dieser Region herrscht tropisches Regenwald-Klima. Bei durchschnittlichen Tageshöchsttemperaturen um die 30 Grad muss man gleichzeitig über das ganze Jahr verteilt mit ausgiebigen Regenmengen rechnen. Im August öffnet sich jedoch ein Fenster, das trockeneres Wetter bringt.

Vielfalt der Kulturen

Nichtsdestotrotz lockte die Stadt am Äquator zahlreiche Menschen unterschiedlichster Herkunft zu sich und so ist die kulturelle Vielfalt heute nicht mehr zu übersehen. Neben traditionell ansässigen Volksgruppen wie den Malaien und den Dayak, zog es auch Javaner, Balinesen, Bugis, Sundanesen und Papuas  hierher. Und die chinesische Bevölkerung macht mit einem Anteil von 30% eine der größten ethnischen Minderheiten aus.

Diese Durchmischtheit zieht sich auch durch das Angebot an Sehenswürdigkeiten, die Besucher in ihre Pläne einbeziehen können.

Das Museum Negeri Pontianak etwa präsentiert Schmuck- und Gebrauchsgegenstände der Dayak wie auch chinesische Keramik aus dem 16. Jahrhundert. Mit der Mesjid Abdurrahman Moschee und der Jamai Moschee hat man hier zwei bedeutende Bauwerke des Islams. Erstere verfügt über ein bemerkenswertes Dach im Sumatra-Stil während zweitere als die älteste hölzerne Moschee in Pontianak gilt. Ihre direkte Lage am Fluss Kapuas macht sie zu einem stimmungsvollen Motiv für Fotografen. Der Fluss trennt die Stadt in zwei Hälften und bietet die besonders empfehlenswerte Möglichkeit, die Gegend per Boot zu erkunden. Dabei trifft man immer wieder auf das typische Bild der im Fluss badenden Einheimischen.

Einige Hervorbringungen des indonesischen Traditions-Schiffbaus lassen sich im Pinisi-Hafen bewundern. Es sind vor allem die beeindruckenden hölzernen Segelschoner, von den Bugis aus Sulawesi gebaut, die jeden Hobby-Kapitän ins Schwärmen bringen.

Auf der Trennlinie der Erde

Eine besondere Rolle im Reigen der Sehenswürdigkeiten nimmt der Äquator-Obelisk ein. Wie erwähnt, liegt die Stadt auf jener Linie, welche die nördliche von der südlichen Hemisphäre trennt. Auf der Jl. Khatulistiwa, etwa 11 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt und mit dem öffentlichen Bus unkompliziert erreichbar, erstreckt sich ein großer Dom. In diesem Dom befindet sich das Originalmonument zu Ehren der Äquatorlinie, dessen Erbauung mit dem Jahr 1928 datiert wird.

Ein weiterer möglicher Punkt auf der Besichtigungsliste ist der Kebun Binatang Pontianak, der lokale Zoo. Auf der Jl. Adi Sucipto öffnet sich das Tor in ein Reich der Tiere aus dem Dschungel Kalimantans aber auch aus anderen Teilen des Landes. Vor allem die gemütlichen Orang Utans ziehen besonders viele Besucher an.

Auf festem Boden haben vor allem Motorräder den lokalen Verkehr in der Hand. Den öffentlichen Fahrgasttransport teilen sie sich mit Minivans und Fahrradrikschas – den so genannten „Becaks“ – und vereinzelt Linienbussen, die an ihren Farben voneinander unterschieden werden können. In die umliegenden Orte bringen einen die hiesigen Überlandbusse. Eine Fahrt nach Kuching in Malaysia nimmt zum Beispiel rund 8 Stunden in Anspruch.

Was die Infrastruktur betrifft, braucht sich Pontianak nicht zu verstecken. Hotels und Resorts sind zahlreich vorhanden und überzeugen in der Regel mit freundlicher Bedienung. Geben Sie allerdings acht, dass Ihnen kein Zimmer ohne Fenster vermittelt wird. Zu den hübschesten Möglichkeiten der Übernachtung zählen auf jeden Fall die Bungalow-Resorts mit eigenen Gärten und Spas. Auch internationale Hotelketten sind hier vertreten und man kann sehen, dass jene die Sauberkeit der Zimmer als wichtigen Faktor hervorheben.

Zu guter Letzt noch ein paar Worte zum regionalen Essen: Weil die chinesisch-stämmige Bevölkerung hier stark vertreten ist, lockt die China-Küche an allen Ecken und Enden und kann mit bester Authentizität überzeugen. Auf Japanisch und Italienisch muss man ebenso wenig verzichten, wie auf Steaks und Burger. Und natürlich sei auch eine kulinarische Reise durch die indonesische Küche hier empfohlen: Im Straßenverkauf wie auch in Restaurants warten Nasi Goreng, Rendang, Gulai und Sates darauf, ihren Gaumen im Sturm zu erobern.

Viel Spaß und viele Eindrücke auf Ihrer Reise nach Pontianak!

Pontianak / Indonesien
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Beiläufige Urlauberinfos

Behandeln Sie die ansässigen Menschen stets mit dem nötigen Respekt. Beachten Sie dabei bitte ebenfalls regionale Traditionen.

Benehmen Sie sich gewissenhaft: Die CO2-Emission der Flugreise kann man wiedergutmachen, beispielshalber bei myclimate aus der Schweiz. Beschränken Sie Ihren Wasserbedarf (z.B. mit kürzer unter die Dusche gehen). Vermeiden Sie überflüssigen Müll. Unterstützen Sie kleinere Familienunternehmen statt Großunternehmer.

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