Yogyakarta, Indonesien
Kaum ein anderer Ort in Indonesien hat eine so hohe Dichte an Tempeln und kulturellen Angeboten, was die Stadt nahe der Südküste Javas nach Bali zum zweit-wichtigsten Urlauberziel des Landes macht.Dieser Fokus der javanischen Kultur befindet sich im Zentrum von Java und war einst – während des Indonesischen Unabhängigkeitskrieges von 1945 bis 1949 – die Hauptstadt des Inselreichs Indonesien.
Yogyakarta liegt in einer vulkanisch sehr aktiven Zone. Der „Hausvulkan” Merapi ist etwa 30 Kilometer nördlich von der Stadt entfernt und vom Stadtzentrum aus gut zu sehen. Man sagt, dass ein unsichtbares Königreich den Vulkan umgibt, dessen Oberhaupt die Bewohner rund um den Vulkan schützt. Außerdem ist es auch heute noch üblich, hier Opfergaben zur Besänftigung der Geister darzubringen. Dünne Luft und kühle Temperaturen sind die Begleiter bei einem Aufstieg auf den Merapi, der zu einer der spannendsten Aktivitäten zählt, die der Urlauber in Yogyakarta verrichten kann. Etwa 5 Stunden sollte man schon einberechnen, wenn man sich durch Blumenwiesen und entlang atemberaubender Schluchten Richtung Schwefelküche des Kraters aufmacht. Dabei mahnen der aufsteigende Rauch und der Duft von Schwefel ständigen Respekt vor dem magischen Feuerberg ein und man sollte stets die Ratschläge der seismologischen Überwachungsstation befolgen. Der letzte Ausbruch des Merapi ereignete sich immerhin Ende 2010.
Im Tal prägen hohe Luftfeuchtigkeit und Monsunwinde das Klima, dessen Temperatur sich im Jahresdurchschnitt bei 27 Grad einpendelt. Machen Sie sich allerdings auf eine Regenzeit von Oktober bis Juni gefasst.
Kaum jemand, der Yogyakarta besucht, tut dies ohne zwei der wichtigsten spirituell-kulturellen Orte des Landes mit in die Reisepläne einzubeziehen: Borobudur und Prambanan.
Tempelanlagen mit Weltruf
Etwa eine Autostunde von der Stadt entfernt liegt Borobudur – eine der größten und beeindruckendsten buddhistischen Tempelanlagen der Welt wie auch bedeutendstes Bauwerk des Mahayana-Buddhismus auf der Insel Java. Borobudur wurde einst vom Vulkan Merapi verschüttet, geriet für beinahe 1.000 Jahre in Vergessenheit, wurde schließlich im 19. Jahrhundert wiederentdeckt und im 20. Jahrhundert neu aufgebaut.Überaus beeindruckend ist die quadratische Stufenpyramide mit ihren 9 Stockwerken, übersät von Stupas, Buddha-Statuen, Steinfiguren und Wandreliefs.
Ungefähr 18 Kilometer von Yogyakarta entfernt, befindet sich zudem die größte hinduistische Tempelanlage Indonesiens – Prambanan. Die Anlage besteht aus 8 Haupttempeln und mehr als 250 Einzeltempeln. Viele davon sind heute nur mehr als Grundmauern vorhanden. Prambanan wurde bald nach seiner Fertigstellung verlassen und dem Verfall preisgegeben. Zahlreiche Tempel wurden unter Asche- und Schlammschichten des Vulkans Merapi begraben. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde mit dem Wiederaufbau begonnen, doch ein starkes Erdbeben im Jahre 2006 bescherte den Bemühungen einen herben Rückschlag. Bald begann der Prozess des Wiederaufbaus von neuem, unter anderem steht sogar ein kompletter Neubau zur Diskussion. Prambanan ist heute für Besucher zugänglich, auch wenn einzelne Schreine aufgrund der Einsturzgefahr nicht begehbar sind.
Der Palast des Sultans
Neben seinen berühmten Tempelanlagen hat Yogyakarta aber auch im Stadtzentrum genug zu bieten. Etwa den „Kraton” – den Sultanspalast – der auch heute noch vom Sultan und seiner Familie bewohnt wird und von höfisch gekleideten Palastwachen im Auge behalten wird. Klassische javanische Architektur gibt es hier zu bewundern, die Einrichtung des Palastes vereint Symbole unterschiedlicher Religionen und verschiedene Museen präsentieren königliche Kleidung oder Kutschen, die im Dienste der Sultansfamilie standen. Selbst eine Moschee reckt auf dem Areal ihre Türme in die Höhe. Auf dem Dorfplatz vor dem Kraton finden regelmäßig Feierlichkeiten und Märkte statt – traditionellerweise wird hier auch das Ende des Fastenmonats Ramadan fröhlich gefeiert.
Südwestlich des Kraton, an der Jl. Taman, finden sich heute die Überreste des einst so prächtigen Wasserschlosses „Taman Sari”, das der Sultan als Lustschloss erbauen ließ. Zahlreiche Badebecken und Springbrunnen befanden sich in diesem Refugium der Haremsdamen. Taman Sari ist über unterirdische Gänge mit dem Kraton verbunden. Im Fall einer Belagerung konnte der Sultan so unbemerkt aus dem Palast flüchten.
Wasserschloss - © www.urlauberinfos.com - CC BY-SA 2.0
Eine Erinnerung an die Niederländer
Nördlich vom Kraton hebt das niederländische Fort „Benteng Vredeburg” stolz seine Mauern gen Himmel. Die Festungsanlage wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erbaut und beherbergt heute ein Museum mit Dioramen, die den Freiheitskampf Yogyakartas widerspiegeln. Der erste Präsident Indonesiens, Sukarno, lebte einst in diesem repräsentativen Gebäude. Heute dient es auch als Gästehaus bei hohen Staatsbesuchen.
Die nahe gelegene Jl. Malioboro gilt als mythische Verbindungslinie zwischen dem Kraton, dem Feuerberg Merapi und dem Strand Parangtritis. Tagsüber bietet auf dieser Straße ein Geschäft neben dem anderen lokale Kunsthandwerksware wie etwa feine Batik-Stoffe an. Bei Einbruch der Dunkelheit macht dieser Ort allerdings dem kulinarischen Erbe der Einwohner alle Ehre. Dann werden überall die Garküchen aufgebaut und köstliche Spezialitäten der Java-Küche an den Hungrigen gebracht. Auch der Hauptmarkt „Pasar Beringharjo” ist auf dieser Straße zu finden. Besuchen Sie ihn und staunen Sie über die Vielfalt an Gewürzen, Obst, Gemüse aber auch über das reiche Angebot an Kleidung und Stoffen.
Interessieren Sie sich für traditionelles Theater und Gebrauchsgegenstände? Im Sono-Budoyo Museum auf der Jl. Trikora erwartet sie eine beeindruckende Sammlung von Wayang-Kulit-Schattenspielfiguren und Theatermasken. Außerdem sind hier Dolche, Bronzetrommeln und Batik-Stoffe ausgestellt, die einen Einblick in die regionale Kultur ermöglichen.
Entspannen in der Natur
Schätze der Tierwelt findet man etwa 3 Kilometer westlich vom Stadtzentrum. Im Zoo mit dem weitläufigen Areal und den relativ großen Gehegen trifft man auf weiße Tiger, Nilpferde, Komodo Warane sowie viele seltene Amphibien wie den Axolotl. Auch Strandfeeling ist nichts, worauf man in Yogyakarta verzichten muss. Der Parangtritis Beach verbreitet mit seinem schwarzen Sand und den Opfergaben der Einheimischen zu Ehren der Königin der Südsee („Ratu Kidul”) mystisches Flair. Aufgrund der starken Strömung ist er allerdings nicht zum Schwimmen geeignet. Der helle Sandstrand von Krakal wiederum, trägt den Titel des schönsten Strands der Region. Abgeschiedenheit zählt zu seinen Vorteilen, doch auch hier wird vom Schwimmen abgeraten – scharfkantige Korallen und spitze Felsen können ganz schön weh tun.
Mit einer Vielfalt an Unterkünften bietet Yogyakarta für jede Geldtasche etwas – Homestays, günstige Hostels und einfache Hotels stehen einer beachtlichen Menge an höher-preisigen Hotels sowie exklusiven Unterkünften mit Pool, Golfplatz, Massageangeboten und eigenem Restaurant gegenüber. Zu erreichen ist Yogyakarta über den Adisucipto International Airport nordöstlich des Stadtzentrums. International zieht der Flughafen Verbindungen zu Malaysia und Singapur, während lokal Bandung, Makassar, Surabaya, Pontianak und Denpasar angeflogen werden. Darüber hinaus liegt Yogyakarta auch auf der Hauptbahnroute zwischen Jakarta, Bandung und Surabaya und hebt sich auch damit schon von anderen Städten Indonesiens ab.
Viel Spaß und viele Eindrücke auf Ihrer Reise nach Yogyakarta!
Beiläufige Urlauberinfos
Treffen Sie die Bewohner vor Ort immer mit einer angebrachten Wertschätzung. Achten Sie dabei auch auf regionale Traditionen.
Urlauben Sie verantwortungsbewusst: Den Kohlendioxid-Ausstoß Ihres Fluges kann man ausbügeln, etwa bei der Non-Profit-Organisation atmosfair. Drosseln Sie den Verbrauch von Wasser (z.B. mit kürzer Abduschen). Verzichten Sie auf entbehrlichen Müll. Supporten Sie kleinere Familienunternehmen an Stelle von großen Unternehmen.
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